Straßenhunde adoptieren – Diese Fakten solltest du wissen
Du willst einen der vielen Strassenhunde adoptieren? Dann solltest du alles über ihre Verhaltens-Besonderheiten wissen:
Kennst du es auch, dieses tagelange Überlegen, ob du einen dieser vielen traurigen Strassenhunde adoptieren sollst? Weil du zweifelst, ob du ihm gerecht werden kannst? Weil du Angst hast, dass er Verhaltensprobleme mitbringt, die dich überfordern? Dann lies jetzt weiter – und du findest Antworten auf deine Fragen. Hier erfährst du, auf welche 3 Verhaltens-Besonderheiten du vorbereitet sein solltest, wenn du einen Strassenhund adoptierst.
Was sind Strassenhunde?
Zum besseren Verständnis möchte ich den Begriff Strassenhunde einmal definieren. Das sind keine Hunde, die aus Schicksalsgründen auf der Strasse leben. Es sind keine Streuner.
Strassenhunde leben alleine – meist an einem festen Platz, in der Nähe von Restaurants oder Hotels. Oft leben sie aber auch vor einem bestimmten Grundstück und bekommen von den dortigen Menschen Abfälle hingeworfen. Die Menschen bezeichnen einen solchen Hund sogar mit mein Hund – weil er ihr Grundstück bewacht und impulsiv bellt, sobald Fremde kommen.
Eine Bindung zwischen Mensch und Hund besteht nicht. Der Hund ist da und beseitigt die Essensreste. Für sein weiteres Wohlergehen oder seine Gesundheit fühlt sich niemand verantwortlich.
Wir können sagen: Strassenhunde sind Hunde, die seit Generationen noch nie eine Bindung zu Menschen hatten. Im Gegenteil – oft meiden sie die Menschen wie der Teufel das Weihwasser. Kein Wunder. Es ist in vielen Ländern normal, dass Hunde getreten, verbrüht oder mit Steinen beworfen werden.
Strassenhunde unterscheiden sich optisch von ihren gezüchteten Artgenossen. Ihre Genetik ist meist noch pur und unvermischt – wie beim Urhund. Die von der Genetik am reinsten erhaltenen Strassenhunde finden wir übrigens auf Bali. Das haben Wissenschaftler vor wenigen Jahren herausgefunden.
Fazit: Pudel, Labradore oder Terrier, die ihren Besitzer verloren haben, ausgesetzt wurden oder alleine auf Strassen herumirren sind keine Strassenhunde. Es sind einfach nur Streuner. Ihre Genetik wurde vom Menschen verändert. Sie sind und bleiben gezüchtete Hunde oder deren Vermischungen – auch wenn sie auf der Straße leben.
DAS solltest du wissen, bevor du einen Strassenhund adoptierst
Menschen, die Strassenhunde adoptieren, wollen helfen und einem Hund Gutes tun. Wir müssen uns aber im Klaren sein, dass Strassenhunde vom ersten Tag ihres Lebens nur auf eine einzige Sache konditioniert werden: ÜBERLEBEN.
- Sie müssen sich schon in frühester Kindheit ihr Futter selber besorgen
- Sie sind den Elementen schutzlos ausgesetzt
- Sie finden nirgendwo Hilfe oder Sicherheit
Diese Prägung bestimmt den Charakter und das Gemüt eines Strassenhundes. Sie sind oft hochgradig gestresst, weil sie ständig aufpassen müssen, was um sie herum passiert. Diese Hunde kommen kaum zur Ruhe. Entspannung und Vertrauen sind für sie Fremdwörter.
Wenn dann noch negative Erfahrungen dazukommen, wie: Mobbing durch Artgenossen oder Quälereien durch Menschen – dann zeigt sich das oft ein Leben lang in Form von Angst, die oft zu großem Misstrauen oder auch Aggression führt.
Deswegen möchte ich die intensivsten Verhaltensformen bei Strassenhunden hier einmal unter die Lupe nehmen.
Die 3 Besonderheiten im Verhalten von Strassenhunden
Bei meiner langjährigen Arbeit mit den Strassenhunden von Bali habe ich die intensivsten Hunde-Charaktere kennengelernt. Ich wurde verbellt und auch gebissen. Nicht etwa, weil die Strassenhunde mich nicht mochten. Ihre impulsiven Reaktionen waren vom Schicksal konditioniert – sie waren fast alle extrem skeptisch und vorsichtig. Logisch. Denn eine einzige falsche Entscheidung kann für Strassenhunde den Tod bedeuten.
Im Grunde ihres Wesens sind Strassenhunde hoch sensibel und überhaupt nicht aggressiv. Aber sie sind beiss-bereit, sobald sie sich angegriffen fühlen. Ihr Umfeld und ihre Lebenserfahrungen haben 3 Verhaltensformen besonders geprägt:
- Misstrauen
- Angst
- Aggression
Intensives Verhalten entwickelt sich progressiv. Vom Misstrauen über Angst zur Aggression. Deswegen beschnuppern wir diese drei Verhaltensmuster jetzt einmal näher.
1 Woran du einen misstrauischen Strassenhund erkennst
Hunde, wie Menschen, sind in neuen Situationen vorsichtig. Ein gesundes Misstrauen bewahrt sie vor Fehlern und Gefahren. Das gilt ganz besonders für Strassenhunde, die negative Lebenserfahrungen gemacht haben. Sie sind dann sehr vorsichtig und überlegen jeden Schritt erst dreimal bevor sie handeln. Ich erkläre es dir am Beispiel von Mama Gus – eine Strassenhündin auf Bali, der mein ganzes Herz gehörte. Vielleicht kennst du die Geschichte ja schon aus meinem Buch Herz über Kopf.
Misstrauen ist wie ein sechster Sinn
Wir wollten Mama Gus ein Halsband umlegen, um bösen Menschen zu demonstrieren: Dieser Hund hat einen Besitzer. Das sollte die Hundefänger abschrecken – und die Überlebens-Chance für Mama Gus steigern.
Mama Gus war zutraulich, ließ sich immer von mir streicheln oder füttern. Ihr ein Halsband umzulegen sollte einfach sein. Falsch gedacht!
Als ich an dem Tag versuchte sie zu berühren, wich sie skeptisch zurück. Das hat mich erstaunt und ich dachte: Warum tut sie das? Spürt sie etwa meine innere Anspannung? Aber in dem Moment war alles schon zu spät. Diese Aktion war wichtig für die Sicherheit dieses Strassenhundes. Ich wollte es nicht vermasseln – und es ging prompt schief. Warum?
Das Halsband in meiner Hand hat Mama Gus sofort alarmiert. Und durch meine eigene Angespanntheit wirkte ich wohl nicht mehr so unbeschwert wie sonst immer. Beides waren für den Strassenhund klare Gründe, extrem vorsichtig zu sein – obwohl sie mich gut kannte. Doch, jemanden zu kennen reicht einem Strassenhund nicht aus, um ihm auch voll zu vertrauen. Erst mit Hilfe der Balinesin, bei der Mama Gus lebte, konnten wir ihr das Halsband endlich umlegen.
So erkennst du Misstrauen bei deinem adoptierten Strassenhund
Der misstrauische Hund ist übervorsichtig und skeptische gegen alles Neue und Unbekannte. Egal ob es ein unbekannter Spazierweg ist, fremde Menschen oder zweifelhafte Objekte. Er ist einerseits neugierig, wagt sich aber andrerseits nicht richtig heran:
- Er beobachtet lieber aus der Entfernung
- Er hält gerne Abstand von allem
- Er braucht keine Hundefreunde
- Er lässt sich nicht auf Unbekanntes ein
- Er traut sich nicht, eigene Entscheidungen zu treffen
- Er hat oft nicht einmal den Mut, sich zu verteidigen
- Er beschwert sich nicht und fordert nichts
- Er ist der geborene Mitläufer
Wie du deinem misstrauischen Strassenhund Vertrauen ins Leben gibst
Das Wichtigste ist, dass du sein uneingeschränktes Vertrauen gewinnst. Benimm dich erst einmal wirklich unauffällig. Intensiviere deine Körpersprache nur allmählich – damit deine Mimik und Bewegungen deinen Strassenhund nicht überfordern.
- Rede sanft, erzähle ihm leise dein ganzes Leben
- Mach keine unkontrollierten Bewegungen oder Gymnastik vor ihm
- Lass dich nie aus der Ruhe bringen
- Nicke ihm immer mal zu und lächle motivierend
- Gehe beherzt an für ihn fremde Menschen oder Objekte heran und berühre sie mutig
- Schnüffle in fremder Umgebung, wie Hunde auch, mal an Bäumen oder Pflanzen
- Laufe möglichst vor deinem Hund, das gibt ihm Sicherheit
- Triff alle Entscheidungen für ihn – wann, was, wie gemacht wird.
Misstrauische Hunde sind dankbar für klare Strukturen. Also feste Fütterungszeiten, immer den gleichen Platz im Auto, den gleichen Hundefriseur, immer wieder bekannte Wege gehen usw. Das macht es deinem Hund einfach, Vertrauen ins Leben, zu dir und zu sich selbst zu finden.
2 Dein Strassenhund zeigt Angst-Verhalten? Meine besten Tipps für dich
Angst ist die schlimmste Form von Stress beim Hund – und am schwierigsten zu überwinden. Angsthunde brauchen enorm viel Verständnis, Liebe und Geduld. Die meisten Menschen sind bereit ihrem neuen Strassenhund all das zu geben. Doch leider reicht das nicht aus, um einen Hund aus seiner Angst herauszuführen.
Daran erkennst du Angst bei deinem Strassenhund
- Er will nicht angefasst werden
- Er kann dich nicht anschauen
- Er isoliert sich, meidet Nähe
- Er will nicht raus, verweigert Spaziergänge
- Er verbellt/attackiert Besucher
- Er kann nicht spielen
- Er frisst gierig oder sehr zaghaft
- Er schläft schlecht oder kaum
Um einmal die wichtigsten Verhaltens-Merkmale zu nennen. Dazu kommt noch die eindeutige Körpersprache: Geduckte Haltung, Rute eingezogen, Kopf gesenkt.
Der Anblick ist einfach herzerweichend und zum Weinen. Denn, wie gesagt: Liebe und Geduld nützen solchen Hunden nur sehr wenig, um ihre Erstarrung zu überwinden und Vertrauen ins Leben zu finden.
Wie du deinem ängstlichen Strassenhund helfen kannst
Bitte nimm Angst bei deinem Hund nicht auf die leichte Schulter. Vielleicht zeigt dein Strassenhund nur schwache Symptome: Er ist nur sehr ruhig und zurückgezogen – Das interpretieren wir Menschen gerne als besonders brav. Wie fatal.
Denn ein Hund in Angst steht permanent unter Stress – Er ist ununterbrochen in Kampf- oder Fluchtbereitschaft. Kein schönes Leben. Ausser Verständnis, Liebe und Geduld empfehle ich dir folgendes:
- Lobe ihn für alles, was dein Strassenhund tut – für jeden Pups.
- Rede völlig normal mit ihm – Keine Babysprache
- Verzichte auf Hundeschule, Kommandos und Disziplin
- Schimpfe NIE mit ihm – Besser: DU beugst einem Fehlverhalten vor
- Erwarte NICHTS von ihm – Nimm alles an, was kommt
- Versuche, ihn zum Spielen zu bewegen
- Mach Schnüffel- oder Konzentrationsübungen zur Entspannung
- Fordere ihn mit kleinen Aufgaben – das lockt ihn aus seinem Schneckenhaus heraus
Da Angst die Vorstufe zu Aggression ist, können wir diese Symptome auch bei aggressiven Strassenhunden finden, Doch Aggression hat noch ein paar weitere, sehr spezifische Verhaltens-Besonderheiten.
3 Dein adoptierter Strassenhund reagiert aggressiv? – Kein Grund zur Panik!
Aggressive Hunde sind uns Menschen unheimlich – sie erzeugen bei uns Entsetzen. Ich kann heute guten Gewissens sagen, dass kaum ein Hund wirklich aggressiv ist. In meinen 15 Jahren auf Bali bin ich nie einem aggressiven Strassenhund begegnet. Wenn ich gebissen wurde, dann nur, weil ich unvorsichtig war und den Stress in den Hunden unterschätzt hatte.
Aggression ist für Strassenhunde immer der letzte Schritt:
- Um sich jemanden vom Hals zu halten
- Um die eigene Haut zu retten
Die Ursache dafür sind oft die grausamen Torturen durch den Menschen, die in Strassenhunden Todesängste auslösen. Diese Hunde nutzen jedes Mittel, um nicht weiter gequält zu werden. Sie besitzen keine Beisshemmung – hier geht es um reine Selbstverteidigung.
Erstaunlicherweise habe ich Strassenhunde niemals kämpfen sehen – ausser es ging um Fortpflanzung. Aber selbst in diesen Situationen hat der Schwächere immer nachgegeben und sein Glück bei einer anderen Hündin versucht.
Angst, Schmerz, und Verzweiflung durch das Umfeld und die Menschen lassen Strassenhunde aggressiv reagieren. Aber es sind nur hilflose Reaktionen. Ich denke, jeder Strassenhund ist zur Versöhnung bereit. Denn Hunde wollen nicht verletzen – sie wollen in Harmonie leben und keiner Fliege was zuleide tun.
So zeigt sich Aggression bei einem Strassenhund
- Er bellt
- Er geht nach vorne
- Er beisst
An sich nichts Ungewöhnliches. Das machen alle gestressten, impulsiven Hunde. Aber Strassenhunde greifen oft ohne Warnung an. Blitzschnell, unerwartet und ganz bewußt. Das durfte ich am eigenen Leib erfahren. Keiner der Strassenhunde, die mich gebissen haben, hat mich vorher höflich angeknurrt oder gewarnt. Sie haben mich ganz gezielt angegriffen – und tiefe Fleischwunden hinterlassen.
Bei einem stand ich ca. 3m entfernt und habe mit seinem Besitzer gesprochen. Den Hund hatte ich gar nicht beachtet. Aber ich war in seinem Revier unerwünscht – das hat er mir klar zu verstehen gegeben.
Ein anderer biss mich von hinten ins Bein. Ich stand mit seiner Besitzerin vor deren Kühlhaus, in dem Fleisch gelagert war. Naja, shit happens. Zum Glück war sie Tierärztin und konnte meine Wunde sofort professionell versorgen.
Meine Erkenntnis: Strassenhunde sind sehr sozial und äußerst höflich untereinander. Aber sie sind zu allem bereit – besonders, wenn es um uns Menschen geht. Wir sind nicht zwingend ihre besten Freunde. Auch nicht, wenn wir es gut mit ihnen meinen.
Wie du deinem adoptierten Strassenhund aus Aggressionen heraushilfst
Ich rate allen Menschen davon ab, das Thema Aggression selber zu bewältigen! Wir wollen den Hunden helfen. Aber ein Strassenhund, der von Menschen misshandelt wurde, erkennt unsere positive Absicht unter Umständen nicht an.
Aggressionen erfordern ein schrittweises Umlenken im Nervensystem des Hundes. Alte Verhaltensmuster (Menschen, Hunde, Radfahrer tun mir weh) müssen im Gehirn gelöscht und mit neuen emotionalen Reaktionen überschrieben werden. Das dauert mitunter mehrere Monate. Diese Transformation braucht Zeit und benötigt viel Erfahrung und psychologisches Wissen über die Energien und Emotionen beim Hund.
Aggressive Strassenhunde können sich nur ändern, wenn ihnen der Mensch etwas neues und positives spiegelt. Dabei muss vermieden werden, dass der Hund jemals wieder seine Stressgrenze erreicht. Denn sonst reagiert er wieder im alten Muster – und beisst zu.
Wenn dein ängstlicher Strassenhund sich aggressiv gebärdet
Falls dein adoptierter Strassenhund nur bellt und rumzickt oder mal zwackt, ohne dass Blut fliesst, ist das meist nur Abwehr. Er ist unsicher oder hat Angst. In dem Fall kannst du mit deinem eigenen Verhalten schon einiges verbessern:
- Respektiere sein Knurren! Schimpfe nicht, sondern entferne dich langsam – ohne ihn anzuschauen. Knurren heisst nur: Ich bin überfordert. Überlege, was deinen Hund in diesem Moment irritiert. Bist du zu nah? Bist du zu hektisch? Bist du zu laut? Falls ja, ändere das.
- Vermeide häufigen Blickkontakt. Schau nur in seine Richtung, das ist weniger provokant.
- Lass ihm seine Ruhe! Kommentiere nicht jede seiner Aktionen.
- Lass es sein, ihn ständig zu betatschen – er könnte das als Angriff deuten.
- Beuge dich nicht über ihn, knie dich lieber zu ihm runter.
- Nähere dich nicht von vorne, sondern immer von der Seite. Auch wenn du ihm Halsband oder Geschirr anlegst.
- Schimpfe nicht, schreie nicht, verzichte auf Kommandos. Er führt sie sowieso nicht aus, selbst wenn er sie kennt.
Das kannst du tun, damit sich dein adoptierter Strassenhund bei dir schnell wohlfühlt
Egal ob Angst, Aggression, Misstrauen oder völlig entspannt – Damit du bei deinem Strassenhund alles richtig machst empfehle ich dir Folgendes:
- Nutze auf alle Fälle ein Geschirr, kein Halsband. Denn viele Strassenhunde werden mit Schlinge eingefangen und rasten aus, wenn ihr Hals berührt wird. Ausserdem ist der Hals bei Tieren der Tötungspunkt – eine sehr sensible Zone.
- Schleppe einen gestressten Strassenhund nicht in eine Hundeschule! Er ist dafür nicht empfänglich. Was er von dir braucht ist Stabilität, Sicherheit und Vertrauen. Wenn du ihm das gibst, ist er der glücklichste Hund der Welt – und auch bald der beste.
- Teste als erstes aus, wie dein Strassenhund auf andere Hunde reagiert. Lass ihn nur mit Hunden zusammen, die ganz entspannt und freundlich sind. Hab keine Angst. Er muss nicht jeden Hund kennenlernen oder mit allen Freundschaft schließen. Die meisten Strassenhunde wollen das gar nicht.
- Vermeide vorerst ALLES, was ihm Stress verursacht. Reagiert dein Strassenhund aggressiv auf Menschen? Dann meide Menschen oder mache einen großen Bogen um sie herum. Verzichte auch erst einmal auf Besuch und Familienfeiern.
- Besorge dir meinen Ratgeber Herz über Kopf. Da findest du viele weiterführende Informationen zu deinem eigenen Verhalten.
- Komm mit in mein Online-Seminar. Da erfährst du mehr darüber, wie Hunde fühlen und was sie von uns brauchen.
Diese 3 Fehler solltest du bei deinem adoptierten Strassenhund unbedingt vermeiden
1. Der größte Fehler, den wir Menschen machen, ist ständiger, direkter Blickkontakt. Das ist ein Angriff für jeden Hund! Schau deinen adoptierten Strassenhund nur an, wenn du wirklich mit ihm kommunizierst. Also wenn du ihn zum Futter rufst oder wenn du ihn zum Gassi gehen aufforderst. Wenn du ihm nichts mitzuteilen hast – schau ihm auch nicht in die Augen.
2. Deute sein Zwacken oder seine Abwehr NIE als Aggression! Es sind impulsive Reaktionen, die unbewusst passieren. Die Ursache für solche Reaktivität ist immer Angst. Respektiere das bitte und nimm hin, dass das seine Hilferufe sind. Überlege dir, wie du deinem Strassenhund künftig mehr Sicherheit vermitteln kannst.
3. Zerfließe nicht in Mitleid. Wenn wir Strassenhunde adoptieren, übernehmen wir eine große Verantwortung für sehr sensible, fragile Lebewesen – die oft eine grausame Vergangenheit haben. Aber: dein Hund erinnert sich nicht daran. Er denkt nicht jeden Tag an seinen Zwinger in Rumänien oder an sein Leben auf der Strasse. Also behandle ihn bitte wie einen ganz normalen Hund. Sei selber gut gelaunt und zuversichtlich – das tut ihm gut.
Was ich dir aus tiefstem Herzen mitgeben möchte
Analysiere das Verhalten deines Strassenhundes vom ersten Tag an. Beobachte ihn, notiere was dir auffällt und finde Lösungen für seine Probleme. Sei bereit, zu fühlen was er fühlt. Sei selber positiv und zuversichtlich, dann werdet ihr ein unschlagbares Team.
PS: Ich bin dankbar, dass mir die Hunde in Bali ihr Herz geöffnet haben – und mich verstehen ließen, wie sie wirklich sind. Sie waren meine besten Lehrmeister – ihnen verdanke ich alles. In den Strassenhunden von Bali habe ich mich selbst erkannt.