Bist du noch der Rudelführer für deinen Hund?

Immer wieder fragen mich Menschen: „Wie werde ich der Rudelführer für meinen Hund?“ Ich vermute, sie wollen eigentlich wissen: Wie schaffe ich es,
- dass mein Hund auf mich hört
- dass er mich versteht und mir vertraut
- dass er meine Entscheidungen ernstnimmt
Die meisten Menschen wollen heute keine Härte, keine Strenge und keine Gewalt mehr benutzen – aber wie geht dieses Führen eines Hundes? In diesem Beitrag schauen wir gemeinsam hin: Was bedeutet es denn, ein Rudelführer für einen Hund zu sein? Mach hier den Test – erfüllst du alle Bedingungen?
„Rudelführer beim Hund“ ist veraltet – aber überall noch präsent
Ich werde im folgenden Artikel das Wort Rudelführer beibehalten – auch wenn es biologisch nicht korrekt ist. Hunde sind keine Rudeltiere, wie Wölfe. Sie haben keinen klassischen Anführer. Hunde leben in flexiblen sozialen Gruppen. Dabei führt jeder Hund mal die Gruppe. Je nachdem, wer sich einer Aufgabe oder Situation gerade am besten gewachsen fühlt. Das kann durchaus auch ein junger oder weniger erfahrener Hund sein.
Der Begriff Rudelführer ist in der Hundewelt ja immer noch verbreitet und alle Leser wissen sofort, was damit gemeint ist – deswegen benutze ich ihn jetzt auch. Obwohl inzwischen Begleiter, Beschützer oder Mentor unsere heutige Rolle viel besser beschreibt.
Hier sind meine 5 Regeln für dich, um deinen Hund souverän und verständnisvoll durch’s Leben zu führen. Damit er dich versteht, dir vertraut und deine Entscheidungen befolgt.
#1: Ein Rudelführer behält den Überblick – du auch?
Er ist aufmerksam, konzentriert und handlungsbereit – nicht laut und niemals dominant.
Was heisst das für dich? Wenn du mit deinem Hund spazieren gehst, achte nicht nur auf ihn. Achte auf das Umfeld:
- Wo kommen Menschen?
- Wo könnten Fahrräder auftauchen?
- Wo sind oft andere Hunde, Katzen, Pferde?
Dein Hund muss spüren: Du siehst alles. Du hast Erfahrung. Dir kann er vertrauen. Bei dir ist er sicher. Dann wird er sich entspannen und dir die Verantwortung und die Entscheidungen gerne überlassen.
Beispiel: Statt deinen Hund ständig zu korrigieren, weil er laut auf andere Hunde reagiert – erkenne die Situation und vermeide sie. Wechsle bewusst die Straßenseite oder stell dich mit ruhiger Körpersprache schützend zwischen ihn und den störenden Artgenossen. Dein Hund ist nicht mit Absicht laut – sondern weil er bei bestimmten Hunden unsicher ist.
#2: Ein Rudelführer ist passiv – aber immer präsent
Er spielt nicht und diskutiert auch nicht – er handelt. Immer zum Wohl der Gruppe.
Was heisst das für dich? Du musst nicht jede Minute mit deinem Hund interagieren oder reden. Deine Präsenz und Aufmerksamkeit zählt. Er will sich bei dir sicher fühlen und sich auf dich verlassen können. Das entsteht nicht durch Dauerquatschen und endlosen Beschäftigungen – sondern durch zuverlässige Präsenz.
Beispiel: Du sitzt im Café, dein Hund liegt neben dir. Du beobachtest ruhig und gelassen, was um euch herum passiert. Aber du greifst natürlich ein, sobald jemand oder etwas deinen Hund stresst – oder Fremde ihm zu nahe kommen. Dein Hund lernt dabei: „Mein Mensch ist ruhig – also bin ich sicher. Falls Gefahr droht, trifft er die richtige Entscheidung und beschützt mich.“
#3: Ein Rudelführer schützt seinen Hund vor Stress und Gefahr
Echte Führung heißt: Grenzen setzen, ohne dominant zu werden.
Was heisst das für dich? Du entscheidest, was für deinen Hund gut ist – und was zu viel wäre. Du hältst ihm alles vom Hals, was ihn verunsichert, ängstigt oder hochfährt.
Beispiel: Ein anderer Mensch mit seinem Hund kommt euch entgegen – dein Hund wirkt unsicher, fiept oder macht sich klein. Du stellst dich zwischen die beiden und kontrollierst die Situation. Vielleicht redest du auch ruhig mit dem anderen Hundebesitzer. Dein Hund merkt: Du passt auf ihn auf. Er kann dir vertrauen und muss nicht selbst die Kontrolle übernehmen.
#4: Ein Rudelführer gibt Erfahrung weiter – nicht Strafe
Ein Hund darf lernen. Fehler machen. Erfahrungen sammeln – aber nie Angst vor dir haben.
Was heisst das für dich? Deine Aufgabe ist es, deinem Hund Erfahrungen zu ermöglichen, die ihn wachsen lassen – mit deiner Rückendeckung. Lass ihn entscheiden, in welcher Situation er sich dir anpasst, oder selber entscheiden muss. Bist du ein guter Rudelführer für deinen Hund, wird er sich immer öfter deinen Entscheidungen anpassen.
Beispiel: Dein Hund zieht an der Leine – und du fällst hin. Du kommentierst das nicht streng und barsch – sondern bleibst ruhig. Du kannst ihn sogar loben, weil er stehenbleibt. Ja, glaub’s nur. Beim nächsten Mal wird dein Hund vorsichtiger sein. Denn mit positiver Resonanz wird er sein Teamgefühl verbessern. Hunde wollen gut und nützlich für ihre Gruppe sein. Sie tun nichts aus Bosheit oder Rache! So funktioniert echtes Lernen und Wachsen.
#5: Rudelführer handeln immer für das Wohl der Gruppe
Sie denken nicht an sich – sondern immer an das große Ganze.
Was heisst das für dich? Du hast immer die richtige Lösung parat und triffst nur Entscheidungen, die deinem Hund guttun – auch wenn sie für DICH unbequem sind.
Beispiel: Du verzichtest auf das Hundetreffen im Park, weil du weißt: Dein Hund überfordert es und macht ihn nervös. Stattdessen geht ihr einen ruhigen Weg, spielt zusammen oder trainiert spielerisch Hundebegegnungen – und habt beide ein gutes Gefühl dabei.

Kommen wir jetzt zu dir …
Bist du dieses Vorbild, dieses Idol, das dein Hund sich wünscht?
In der Natur läuft ja vieles instinktiv – bei uns Menschen bestimmt oft der Kopf über unsere Entscheidungen. Immer wieder höre ich Fragen wie:
„Wie bringe ich meinem Hund bei, dass ich der Chef bin?“
Ganz ehrlich? Gar nicht. Es ist nichts, was man „trainieren“ kann. Es ist etwas, das du ausstrahlen musst. Dein Hund erkennt echte Führungsqualitäten von selbst – du musst sie in dir entwickeln. Wenn du sie hast, folgt dir dein Hund blind – egal, was du entscheidest. Nicht weil du Chef bist, sondern, weil er dich vergöttert.
Wenn du sie nicht lebst, wirst du für deinen Hund einfach nur ein weiterer Begleiter sein. Ein Mitläufer. Das bedeutet: Dein Hund entscheidet alleine, was gut für ihn ist – und was nicht.
So wirst du zu dem Wegbegleiter, den dein Hund so sehr braucht:
Sei immer entspannt und in deiner Mitte
Zuckerbrot und Peitsche – das ist längst vorbei! Dein Hund braucht ein stabiles, zuverlässiges Vorbild. Sei sein Anker und sein Fels in der Brandung, in JEDER Lebenslage. Wenn dein Hund dein bester Freund sein soll – dann behandle ihn auch wie einen besten Freund!
Biete deinem Hund Sicherheit – auch in unklaren Situationen
Statt panisch zu reagieren, wenn dein Hund plötzlich bellt, atme tief durch, schau kurz in Richtung des Reizes und geh gelassen weiter. Dein Hund orientiert sich an deiner ruhigen Energie und nimmt sie an.
Bleibe ruhig und geduldig, auch wenn es schwerfällt
Dein Hund möchte nicht über eine Brücke laufen? Dränge ihn nicht. Zeige ihm erst die Brücke, geh gemeinsam bis zum Rand, warte, gib ihm Zeit. Vielleicht geht er heute nur einen Schritt . Morgen traut er sich vielleicht schon zwei Schritte. Lass ihn die Welt in seinem Tempo entdecken.
Setze klare Strukturen – ohne Druck
Biete deinem Hund immer dieselben Abläufe, z.B. beim Spaziergang: links ins Auto einsteigen, ruhig wieder aussteigen, dann gemeinsam laufen und schnüffeln. Solche Rituale geben Orientierung. Und dein Hund weiß, was ihn erwartet. Zeige Geduld, wenn du neue Strukturen etablierst.
Lobe deinen Hund soviel es geht
Gib deinem Hund immer ein gutes Gefühl, das stärkt seine Bindung an dich. Damit wächst sein Gruppengefühl und er fühlt sich richtig bei dir. Bedenke immer: Hunde kennen kein „falsch“ oder „nein“. Sie reagieren immer instinktiv, ohne zu denken. Und überlege mal, bevor du schimpfst – ist sein Fehler wirklich so schlimm, dass du es nicht verzeihen kannst?
Fehler, die du als Wegbegleiter deines Hundes unbedingt vermeiden solltest
Verlass dich nicht auf Kommandos
Ein „Aus“ funktioniert in Stressmomenten kaum, da es ein dressiertes Verhalten ist. Dein Hund braucht keine Kommandos, sondern will sich an dir orientieren. Sei also sein Freund – nicht sein Kommandeur.
Überfordere deinen Hund (und dich selbst) nicht
Zwinge ihn nicht in Situationen, die er sich noch nicht zutraut oder die ihn ängstigen. Jeder kleine Schritt in Vertrauen zählt mehr als ein großer Sprung mit Angst.
Sei niemals unberechenbar
Einmal darf dein Hund ziehen, einmal nicht. Heute darf er auf’s Sofa, morgen nicht. Heute bist du launisch und laut, morgen unterwirfst du dich ihm. Solche Unklarheiten verunsichern deinen Hund und drängen ihn von dir weg.
Mach keinen Druck – nur weil du gestresst bist
Verzichte auf gemeinsame Aktivitäten oder Spaziergänge, wenn du selber nicht gut drauf bist!!! Gib deinem Hund lieber einen Kauknochen, atme selber tief durch und meditiere ein paar Minuten. Komm bei dir an. Wende dich deinem Hund nur zu, wenn du selber emotional stabil bist. Deine Nervosität würde ihn nur verunsichern. Er wartet gerne eine Stunde auf seinen Spaziergang.
Vergiss die Anderen
Lass dich von anderen Menschen nicht kleinmachen. Und übertrage niemals den daraus entstehenden Frust auf deinen Hund!!! Lerne, dumme Kommentare zu überhören – sie helfen dir im Stress sowieso nicht. Dein Hund braucht dich stabil, mutig und positiv.
Versuche nicht, perfekt zu sein
Dein Hund erwartet keine Perfektion – er will dein Herz spüren. Für ihn bist du Alles, auch mit deinen Irrtümern. Du darfst Fehler machen – denn aus ihnen wirst du lernen. Es gibt im Leben keine Perfektion – Jedes Funkeln bringt auch Schatten.
Wenn das alles nicht reicht
Manchmal braucht ein Hund zusätzliche Unterstützung auf seelischer oder körperlicher Ebene – z. B. bei tiefem emotionalen Stress, bei Ängsten oder innerer Unruhe. Wir sehen das oft bei Strassenhunden und Tierschutzhunden. In unserem Shop auf echt-hundgerecht.de findest du natürliche Unterstützung durch Bachblüten für deinen Hund.
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